Psychophysiologische Untersuchung zur Analyse von Informationsverarbeitungsprozessen
Multitaskinganforderungen sind ein wesentliches Merkmal der
modernen Arbeitswelt. In einem experimentellen Doppelaufgabendesign wurde
untersucht, ob im Gehirn eine simultane Verarbeitung von zwei
aufmerksamkeitsintensiven Prozessen möglich ist.
Gesunde Probanden bearbeiteten zeitgleich eine
Computeraufgabe (visuell-motorische Flankeraufgabe) und eine auditiv-verbale
Entscheidungsaufgabe. Mit der psychophysiologischen Methode der
Elektroenzephalographie (EEG) wurden Parameter hirnelektrischer Aktivität
ausgewertet.
Zwei wesentliche Forschungsfragen waren von Interesse:
1. Sind multitaskingbedingte Reaktionsveränderungen durch
Indikatoren der bioelektrischen Hirnaktivität zu objektivieren?
2. Kann während der
PC-Arbeit eine effiziente Fehlerdetektion und -verarbeitung gewährleistet
werden, wenn zugleich Inhalte gesprochener Sprache zu verarbeiten sind?
Zur Bestimmung altersabhängiger Effekte wurden zwei
Altersgruppen erwerbsfähiger Population untersucht (20- bis 35-Jährige und 50-
bis 60-Jährige).
Neben Verhaltensdaten (Reaktionszeiten, Fehlerraten und
fehlerbedingter Reaktionsverzögerung, sog. "Post-error slowing")
wurden Komponenten Ereigniskorrelierter Potentiale (EKP) ausgewertet, die die
semantische Analyse und die Fehlerverarbeitung auf der Gehirnebene
widerspiegeln (Ne/ERN, Pe, N400).
In der Flankeraufgabe nahmen die Fehlerraten zu und die
Reaktionszeiten verkürzten sich, wenn zusätzlich sprachliche Inhalte
verarbeitet werden sollten. Fehlerhafte Reaktionen gingen nicht nur mit
verspäteten Antworten in der semantischen Entscheidungsaufgabe einher, sondern
verzögerten die N400 Peak-Latenz um mehr als 400 ms. Das Post-error slowing war
nur in der Einzelaufgabenbedingung zu verzeichnen und fehlte in der
Multitaskingbedingung. Die Ne/ERN und Pe-Amplituden zeigen gegenläufige Effekte
beim Multitasking: Während die Ne/ERN-Amplituden zunahmen, sanken die
Pe-Amplituden.
Insgesamt zeigten sich deutliche Interferenzen bei
paralleler Aufgabenbearbeitung. Diese beeinträchtigen nicht nur die
Aufgabenausführung, sondern veränderten auch Prozesse der Fehlerverarbeitung. Link zum Bericht
Quelle: BAuA Pressemitteilung 2014
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